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Archäologie in Information – Information Archaeology

Posted in Digitalisierung, Digital Humanities, Information Archaeology, Information, and Archaeologie

Information bestimmt unser tägliches Leben und ist ein wichtiger Inhalt unserer Welt. Als Menschen wollen wir diese Welt verstehen und lernen, uns in einem immer komplexer erscheinende Umfeld von Nachrichten der Gegenwart, Ereignissen der Vergangenheit und möglichen Ideen der Zukunft in ihr zurechtzufinden. Besonders die Vergangenheit ist da von Bedeutung. Die zeitgeschichtliche Entwicklung des menschlichen Dasein und der Abgründe unmenschlichen Tuns bestimmen unsere Gegenwart als Teil unser Zukunft, die scheinbar schon geschrieben steht.

Analoge Dokumente, wie Schriftgut, Fotos, sonstige Artefakte in Archiven und Museen sowie zeitgenössische Literatur, literarische Zusammenfassung in der Nachfolge einer Zeitperiode enthalten umfassend, doch weit verstreut die Information, aus denen Daten gewonnen werden können, die dann wiederum zur Rekonstruktion systemischer Konstellationen der Zeitgeschichte genutzt werden. Dazu ist die Digitalisierung und weitgehend autonome Rekonstruktion der Inhalte anhand von lernenden Algorithmen die Grundlage zur weiteren Rekonstruktion aus der gespeichert digitalen Information. Struktur bekommt dieser Datenbestand auf der Grundlage eines metaphysischen Modells basierende auf der Tatsache, dass Menschen miteinander in einem sozialen Geflecht bzw. Netzwerk interagieren, um dabei ihre unauslöschlichen Spuren zu hinterlassen.

Archive und Bibliotheken bergen somit den größten Schatz an beschreibenden Informationen, insbesondere zu Themen und Sachverhalten der Zeitgeschichte. Mit Aufkommen der Schreibmaschine gegen Ende des 19. und ab Beginn des 20. Jh. unserer Zeitrechnung und der Idee, viele Sachverhalte, Ereignisse und Lebensläufe von Menschen schriftlich festzuhalten, diese Schriftstücke dann ordentlich sortiert, katalogisiert und abgelegt zu sammeln, haben die zeitgeschichtliche Forscher den Drang, dem letzten Geheimnis der Geschichte auf die Spur zu kommen.

Es ist wohl so, dass dieser Schatz heute noch dort in den Archiven und Bibliotheken lagert, darauf wartend gehoben zu werden. Ein interessantes Gebiet sind dabei die Dokumentationen ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Dazu gehören neben der Zeit vor, während und nach dem 1. Weltkrieg, auch die Ereignisse im besonderen Maße des 2. Weltkriegs und der Zeit des Nationalsozialismus. In dieser Zeit wurden aus deutscher Seite als auch auf der Seite der alliierten Allianz gegen das Nazi-Regime Millionen Seiten an Papier in Behörden, Organisationen und im privatem Kontext geschrieben. Dazu kommen enorme Mengen an Sekundärliteratur, die in dieser Zeit und im Nachhinein entstand.

Im Rahmen der Erforschung von Sachverhalten rund um die Bewegungen von Kunst- und Kulturgütern vor, während und nach der Zeit des 2. Weltkrieges als auch des Regimes der Nationalsozialisten ergab sich die Anforderung, die Möglichkeiten der digitalen Welt von der Handhabung von Information sowie die Methoden der Archäologie miteinander zu verbinden, damit in Einklang zu bringen und in der Tiefe der überlieferten Information aus den analogen Dokumenten zu extrahieren.

Die Kernidee der Archäologie in Information geht auf das systemisch-konstruktivistische Modell sowie forensische Analyse-Verfahren zurück, wobei beide Aspekte die Zusammenhänge der Person zu einer bzw. anderen Personen beschreiben, deren sozial ebenso ideologisch geprägter Motivation zum Handeln bzw. Interaktion geprägt durch die Umwelt dokumentieren, in der diese sich bewegen und der Sozialisierung, im Laufe eines Lebens der entsprechenden Person bzw. Personengruppe.

Mit anderen Worten, ist die Entscheidung einer Person oder Personengruppe einer unbewussten Prägung geschuldet und kann damit nur bedingt rational sein. Diese Prägung wird bestimmt durch das gelernte Wissen einer Menschen, dessen Möglichkeiten das Wissen innerhalb und außerhalb eines sozialen Kontext zu verändern sowie zu erweitern. Und der daraus resultierenden Entscheidung im Kontext mit anderen Menschen, der Situation zum Zeitpunkt der Entscheidung sowie dem daraus abgeleiteten aktiven bzw. passiven Handeln repräsentiert im gesamten Kontext eines Handlungsstrangs.

Primäre kommt die Archäologie in Information — Information Archaeology — bei der Identifizierung, der Ermittlung des Verbleibs, der logistischen Aktivitäten in der Verbringung bzw. dem Entzug und der Rekonstruktion der Provenienz von Kunst- und Kulturgütern, die in kriegsbedingten Ereignissen sowie deren Restitution als Werkzeug zum Einsatz. Daneben wird auch die Information zu Personen, Lokationen, Ereignissen und Sachverhalten rekonstruiert.

Informationsarchäologie bezieht sich auf die Praxis der Untersuchung, Wiederherstellung und Interpretation von veralteten oder schwer zugänglichen Informationen, insbesondere in digitalen Formaten. Ähnlich wie bei archäologischen Ausgrabungen, bei denen Artefakte und Überreste vergangener Zivilisationen analysiert werden, zielt die Informationsarchäologie darauf ab, vergangene Daten, Dateien und Technologien zu erforschen und zu verstehen.

Im digitalen Zeitalter, in dem Technologien und Dateiformate schnell veralten, kann es schwierig sein, auf ältere Informationen zuzugreifen, die auf veralteten Medien oder in nicht mehr unterstützten Formaten gespeichert sind. Informationsarchäologen könnten versuchen, alte Software oder Hardware wiederherzustellen, um auf diese Informationen zuzugreifen, oder sie könnten versuchen, Daten aus veralteten Dateiformaten zu extrahieren und zu konvertieren.

Informationsarchäologie kann in verschiedenen Bereichen Anwendung finden, wie zum Beispiel:

1. Digitale Archivierung: Die Wiederherstellung und Konservierung von historischen digitalen Inhalten, um die Kontinuität des kulturellen Erbes zu gewährleisten.

2. Forschung und Wissenschaft: Historische Daten und Forschungsarbeiten können in vergangenen Dateiformaten vorliegen, die nicht mehr von modernen Softwareanwendungen unterstützt werden. Informationsarchäologen könnten diese Daten extrahieren und konvertieren, um auf wertvolle Erkenntnisse zuzugreifen.

3. Digitale Forensik: In strafrechtlichen Ermittlungen oder rechtlichen Angelegenheiten können Informationen aus vergangenen Zeiten entscheidend sein. Informationsarchäologen könnten hierbei helfen, diese Informationen aus alten Geräten oder Speichermedien wiederherzustellen.

4. Geschichte der Technologie: Informationsarchäologie kann dazu beitragen, die Entwicklung von Technologien und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft zu verstehen, indem sie veraltete Software, Hardware und Daten analysiert.

5. Künstlerische und kulturelle Exploration: Künstler und Kulturschaffende könnten veraltete Technologien nutzen, um ihre kreative Arbeit zu inspirieren oder wiederzubeleben.

Insgesamt zielt Informationsarchäologie darauf ab, eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu schlagen, indem sie verlorene oder vergessene Informationen und Technologien wiederentdeckt und neu interpretiert.rene oder vergessene Informationen und Technologien wiederentdeckt und neu interpretiert.